Roman Seelenbrandt Shortstory

Liebesbriefe

Teil 7


Er trug die kleine Holzbox in der Hand drehte sich in Höhe der 3 besagten Sitzbänke mehrfach um, um sicher zu stellen, das ihn nicht jemand beobachtete. Zusätzlich zu dem Brief in dem Umschlag, legte er also diese Münze deren kleine Münzschatulle, in einem kleinen echt ledernen Etui aufbewahrt wurde, welches Raimund zusätzlich noch vom Juwelier besorgte und schrieb mit seiner Calligraphie Kunst folgenden Text, in die Holzbox: „ Diese Münze steht für Freundschaft, wenn Du mich immer in Deinem Portemonnaie tragen wirst, ist Dein lächeln auf Ewigkeit echt und sehr sehr viel Wert. Vorsichtig legte Raimund die Holzbox wieder in das geäst, das nach wie vor in eine Art Nest gestapelt war, er verdeckte es spärlich mit dem herumliegenden Strauchwerk um es nicht ganz der Witterung auszusetzen. Langsam und wehmütig krabbelte er aus dem Gebüsch hervor, er schaute noch einmal von außen zu dieser Eiche, und sprach zu sich selbst, in einem Katharina förmlich anbetenden Wort hoffentlich bald wieder hier zu erscheinen. Raimund fuhr gemütlich nach Hause, um in Zukunft jeden Tag bei der Eiche nachzuschauen, um Katharina nicht noch einmal zu verpassen. Am nächsten Tag fuhr Raimund also ganz spät Abends zu dieser Eiche im Stadtpark, doch ohne wirklich enttäuscht zu sein, fand er natürlich keine nachricht von Katharina, es sah auch nicht so aus als wäre sie dagewesen, denn weder der Brief noch die Münze wurden aus der Briefbox entnommen. Dieses Spielchen ging jetzt einpaar Wochen so, bis Raimund irgendwie immer mehr anfing zu zweifeln, ohne den Glauben daran jedoch ganz aufzugeben das Katharina noch mal vorbeikommt.

Es war irgendwie eine Ungeduld die Raimund fühlte, er war voller Skepsis aber dennoch überzeugt davon das der Tag an dem Katharina im Stadtpark nachsehen wird kommen wird. Er konnte den Tag jedoch nicht erwarten, also waren die Zweifel groß aber der Wunsch Katharina noch einmal zu lesen noch viel größer. So blieb er weiter der Verlockung jeden Tag bei der Eiche nach ihr zu sehen unterlegen. Also verstrichen 2 Monate, es war bereits wieder März, in knapp einem Monat ist der erste Brief von Raimund vor einem Jahr geschrieben worden. Katharina hatte in diesem immer noch jungen Jahr, schon mehrfach erfreuliche Lebens Erfahrungen gemacht, so hatte sie Mitte Januar zum Beispiel in ihrem von ihr begünstigtem Tanzlokal, neue Leute kennenglernt, die sie mit ihrer damaligen besten Freundin zwar schon getroffen hat, mit denen sie jetzt aber viel enger ab und zu an den Wochenenden meist tänzerisch verkehrt. Es waren auch einpaar nette Jungs unter diesen Leuten, doch sie war nicht Intim mit ihnen, denn nach wie vor ist es ein Prinzip von ihr in diesem Lokal keine Männer für Sex kennenlernen zu wollen, das sagte sie sich vor 5 Jahren, als sie das erste mal hier war, und daran hält und hielt sie sich bis heute auch, eher im Unterbewusstsein fest. Natürlich war es nicht so, als hätte Katharina keine Sehnsucht nach Liebe, Sex und Zärtlichkeiten, doch irgend etwas hielt sie an ihre Gepflogenheit es in diesem Lokal, handzuhaben wie sie es schon immer tat.

Auch wenn sie mit dem einen oder anderen Herren telefoniert und auch mal spielerisch flirtet, gibt sie keine Intimen Angelegenheiten preis. Ein Großteil der Männer in ihrem noch neuen Bekanntenkreis sind meistens sowieso anderweitig liiert, oder aber verliebt, was sehr viele sicherlich nicht abschrecken würde mit einer anderen Frau zu verkehren und mit Katharina denke ich schon gar nicht. Aber wiegesagt gehören da immer zwei dazu und Katharina hat noch keine Sekunde daran gedacht einen dieser Männer sexuell nah sein zu wollen. Katharina hat aber auch weniger schöne Erfahrungen in den letzten 2 Monaten gemacht, zum einen ist der Streit mit ihrer besten Freundin eskaliert, so dass sie im Moment keine Chance sieht, dass das wird wieder gut. Männertechnisch lebt auch Katharina seit gut drei bis vier Monaten sehr enthaltsam, sehr oft denkt sie egal, nimm Dir jemanden wenn Du es brauchst, Du lebst nur ein mal und liebe kann gar keine Sünde sein. Aber ihr inneres Verlangen danach etwas besonderes zu erfahren ist meistens doch größer als die Lust ein schnellen sexuellen Liebesakt zu erfahren.

Ihre Lust auf die Liebe ist unglaublich stark, aber nach vielen Jahren in denen sie meist nur für Sex zu haben war, nicht weil sie es so wollte, sondern weil sich einfach keine Gefühle ergaben, war sie jedoch auch manchmal verliebt in all den Jahren, doch von diesen angesprochenen Herren dann auch nur Sex bekam. Diese Jahre sind für sie momentan wohl ohne Bedeutung, denn sie hat sich verändert, diese reinen sexuellen Geschichten geben ihr nichts mehr, jedenfalls im Moment nicht. Sie möchte endlich einen Partner, der sie ergänzt, nicht nur Interessenhalber, sondern auch Lebensphilosophisch, Gefühlstechnisch, vielleicht auch Lebensinhaltlich und natürlich sexuell. Doch wie bereits erwähnt ist Katharina nicht kühl, sondern nur sehr vorsichtig im preisgeben wahrer Gefühle und wenn man sich ihren gehobenen Lebensstandard zu Auge führt, erkennt man das sie schon auch Ansprüche an den Menschen an ihrer Seite stellt. So erinnert sie sich Natürlich heute noch an die Eiche im Stadtpark, den mysteriösen Mann der ihr zeitweilig letztes Jahr ein Paar Liebeszeilen unter dem bewahren seiner Anonymität erzählte. Sie findet es nach wie vor sehr spannend, denn auch nach diesen Monaten wo es in Katharina ihrem Bewusstsein keine Hauptrolle mehr spielte, hat keiner ihrer bekannten Herren erkennen lassen ob jemand für diese Briefe verantwortlich zu machen ist.

Obwohl dieser unbekannte Schreiber Katharina ja irgendwo her kennen muss. Es war ihr ein Rätsel das niemand sie indirekt darauf aufmerksam machte oder darauf in einem Flirt anspielte. Also war sie immer noch sehr fasziniert davon. Nach diesen Monaten dachte sie heute Mitte März wieder sehr intensiv an den Park, und die dort stehende große alte Eiche. Also nahm Katharina sich vor heute mal wieder bei ihr vorbeizuschauen. Sie fuhr also am 13.03.2010 etwas mehr als zwei Monate nach dem Raimund ihr am 06.01.2010 den letzten Brief schrieb in den Stadtpark. Katharina hatte die ganze Zeit über ein gemischtes gefühl sie war sich nicht sicher, ob sie enttäuscht oder überrascht werden würde, also ging sie relativ ausgeglichener Vorstellungen sprich in sich ruhend zu diesem Ort der ihre Liebesbriefe inne hielt. Sie sah, diese helle Bucheholzkiste wieder aus dem geäst schimmern, wieder bekam sie ein lächeln. Sie drehte sich um, doch konnte nicht erkennen ob in letzter Zeit jemand hier gewesen war, zu selten war sie hier in den letzten Monaten. Sie kniete sich hinunter zu dieser Holzkiste, legte sie frei und öffnete sie. Katharina sah das schwarze Leder Etui und diesen doch sehr aufdringlichen Briefumschlag, ihr war sofort klar das ihr unbekannter Schreiber in letzter Zeit irgendwann da war.

Sie nahm das Leder Etui und den Brief an sich, und legte die Kiste zurück. Sie strahlte mit einem bezaubernden lächeln sehr viel Herzenswärme und wahnsinnig schön aus. Schnellen schrittes, ging sie zum Parkplatz um nach Hause zu fahren. Ohne einen Blick in das Etui oder den Brief geworfen zu haben. Als sie zuhause ankam, schloss sie hinter sich die Haustür, schaute an die Zimmerdecke in ihrem Eingangsflur, hob den Brief und das lederne Etui in den Himmel und und rief „Yeah!“ und bekam wieder ihr bezauberndes lächeln. In ihrem Arbeitszimmer, legte sie beides auf ihrem Schreibtisch ab und machte sich im Badezimmer frisch und zog sich neue Wäsche an. Auch sie bewies sehr viel Geduld ihre heutige Errungenschaft zu inspizieren, obwohl sie ungemein neugierig auf die Zeilen gewesen war hob sie sich den wichtigen Augenblick sie kennenzulernen für einen späteren Zeitpunkt auf. Mittlerweile ist es kurz vor 19 Uhr Abends, Katharina hat zu Abend gegessen, ein wichtiges Telefonat geführt und ist nun ganz konzentriert fast wie in Trance an ihrem Schreibtisch, vor diesem Brief und das kleine schwarze Leder Etui.

Obwohl die Tage wieder länger dauern, ist es draußen schon dunkel, so dass Katharina einpaar Kerzen angezündet hat. Eine sehr warme, geborgene Atmosphäre mit langsamer Instrumental Musik, bringt Katharina fast auf den Siedepunkt. Zaghaft zögernd und mit einem permanent ausdruckstarken glücklichen lächeln öffnet sie den Brief von Raimund, der sie mit seinen Zeilen natürlich auch sehr glücklich macht. Sie las den Brief noch einmal und war sehr angetan von ihm, vor allem auch der Tatsache, dass Raimund anscheinend jeden Tag nach dieser Briefbox gucken würde, das würde bedeuten sie bekäme jetzt jeden Tag etwas zu lesen. Katharina schaute sich sehr lange dieses kleine lederne Etui an und fragte sich was das wohl sein könnte. Auch dieses öffnete sie ganz behutsam. Als sie die kleine Münzschatulle herausnahm, dachte sie immer noch nicht daran das in ihren Augen etwas so persönliches und individuell besonderes in ihr befand, also öffnete sie diese Schatulle, und nahm diese Münze in ihren Empfang. Ihr blieb fast der Atem stehen, so sehr war sie von ihrem Glanz, dem Schriftzug und auch dem eingravierten Text, dem Bildnis von sich selbst und dem Stadtpark und natürlich der zwei Brillanten.

Sie konnte ihr Glück kaum in Worte fassen, und meinte nur „unglaublich! wie wahnsinnig schön ist das denn?“ Sie brauchte eine ganze Weile um diesen für sie ganz wundervollen Augenblick zu verarbeiten, doch nachdem ihre sehr glücklichen Emotionen diesen Moment ihrer Ohnmacht beherrscht hatten, nahm sie sich sofort ein Blatt Papier und ihren Lieblingskugelschreiber um Raimund sofort auf diese unglaublich netten Zeilen und diese wahrhaftig unbeschreiblich schöne Münze zu Antworten. Sie machte sich eine weitere Kerze an, um mehr Licht zu erhalten und versuchte ihre Eindrücke in ihren Worten zu beschreiben. „Hallo mein unbekannter unbeschreiblich Charmanter Natural Mail Schreiber, wie Du siehst habe ich Deinen letzten Brief erhalten. Es wird sicherlich nicht lange dauern, wenn Du wie versprochen auf mich wartest jeden Tag.